GIGA Focus Africa
Number 5 | 2011 | ISSN: 1862-3603
In der Volksabstimmung vom 23. August 2011 sind die vorgeschlagenen Verfassungsänderungen abgelehnt worden. Durch diese Änderungen sollten die Präsidentschaftsund Parlamentswahlen im Oktober vereinfacht werden.
Analyse Drei der vier vorgesehenen Verfassungsänderungen zielten auf die anstehenden Wahlen: Verschiebung des Wahltermins, Änderung des Wahlsystems und der Residenzklausel für Präsidentschaftskandidaten. Mit der Ablehnung dieser Verfassungsänderungen sind die Wahlen selbst nicht gefährdet. Doch lassen der Ausgang der Volksabstimmung und eine Reihe anderer Faktoren, darunter offene Verfassungsfragen, befürchten, dass das nur schwach stabilisierte Land wieder in instabile Zeiten zurückfallen könnte.
Die Organisation der Volksabstimmung war völlig unzureichend, die Wahlkommission angesichts eigener Fehler hilflos: die hohe Anzahl ungültiger Stimmen verweist auf das Fehlen elementarer politischer Informationen.
Die Opposition hat erfolgreich zum Boykott der Volksabstimmung aufgerufen. Dies unterstreicht den geringen Grundkonsens der politischen Elite bezogen auf die Frage, was Stabilität in Liberia erfordert.
Die Verfassungslage hinsichtlich der Wahlen bleibt nach der Volksabstimmung unklar. Einige Klagen zur Klärung dieser Verfassungsfragen wurden schon beim Obersten Gerichtshof eingereicht – entschieden sind sie noch nicht, obwohl die Wahlen bereits im Oktober stattfinden sollen.
Drei Faktoren fördern die Spannung vor den Wahlen: Die amtierende Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf ist vermehrt mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert, die fragmentierende Opposition ist zerstritten und die Wahlkommission, die erstmals allein für die Wahlen verantwortlich ist, erscheint völlig überfordert.
Weiteres Destabilisierungspotenzial liegt weiterhin in der extremen Armut, der hohen Arbeitslosigkeit und dem wieder entbrannten Bürgerkrieg im benachbarten Côte d’Ivoire, der neue Flüchtlinge und Kleinwaffen nach Liberia brachte.
Zanker, Franzisca (2011), Liberia: Gescheiterte Verfassungsänderung – erfolgreiche Wahlen?, GIGA Focus Africa, 5, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-277115
The GIGA Focus is an Open Access publication and can be read on the Internet and downloaded free of charge at www.giga-hamburg.de/en/publications/giga-focus. According to the conditions of the Creative-Commons license Attribution-No Derivative Works 3.0, this publication may be freely duplicated, circulated, and made accessible to the public. The particular conditions include the correct indication of the initial publication as GIGA Focus and no changes in or abbreviation of texts.
The German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg publishes the Focus series on Africa, Asia, Latin America, the Middle East and global issues. The GIGA Focus is edited and published by the GIGA. The views and opinions expressed are solely those of the authors and do not necessarily reflect those of the institute. Authors alone are responsible for the content of their articles. GIGA and the authors cannot be held liable for any errors and omissions, or for any consequences arising from the use of the information provided.