Julia Köbrich / Tobias H. Stark / Borja Martinović / Yawo Seyram Adiakpo
Political Psychology | 2024
Die Präferenz, mit ähnlichen Menschen zu interagieren, ist ein Hindernis für positive Kontakte zwischen Gruppen und damit für friedliche Beziehungen. Eine wachsende Zahl an Studien befasst sich mit der Frage, was Kontaktpräferenzen beeinflusst. Allerdings ist mehr Forschung zu veränderbare Faktoren erforderlich, die durch Interventionen beeinflusst werden können. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Präferenzen für Interaktion mit religiös ähnlichen Personen. Um eine Schnittstelle zwischen Praxis und Forschung zu schaffen, stützen sich unsere Hypothesen zu den veränderlichen Determinanten der Präferenzen auf qualitative Interviews zu alltäglichen Praktiken der friedlichen Koexistenz in Togo und Sierra Leone. Wir haben erwartet, dass integrative religiöse Vorstellungen, adaptive Bewältigungs- und Emotionsregulierungsfähigkeiten und das Wissen über religiöse Praktiken von Outgroups mit schwächeren Präferenzen für ähnliche Andere zusammenhängen. Außerdem gingen wir davon aus, dass diese Zusammenhänge je nach dem Grad des interreligiösen Friedens in der Nachbarschaft variieren könnten. Wir testeten unsere Hypothesen anhand von Umfragedaten (N = 1828), die unter Muslimen und Christen in 50 Stadtvierteln von Lomé (Togo) und Freetown (Sierra Leone) erhoben wurden. Wir fanden heraus, dass integrative Ideen und Kenntnisse über Praktiken von Outgroups mit schwächeren und exklusive Ideen mit stärkeren Präferenzen für ähnliche Andere verbunden waren. Diese Ergebnisse galten weitgehend für alle Gruppen und Länder. Die Fähigkeiten zur Bewältigung und Emotionsregulierung spielten keine systematische Rolle, und unsere Hypothesen über die Rolle des Friedens auf Nachbarschaftsebene wurden widerlegt.
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