GIGA Insights | 03/11/2024
Am 5. November 2024 finden in den USA Präsidentschaftswahlen statt. Ihr Ausgang wird vom Rest der Welt als eine Zäsur wahrgenommen, mit möglicherweise erheblichen Auswirkungen auch für Europa. Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage haben das GIGA und die Universität Hamburg über 2.900 Menschen in Deutschland nach ihren Erwartungen, Wünschen und Sorgen im Hinblick auf einen Wahlsieg von Kamala Harris oder Donald Trump befragt.
Wünsche und Erwartungen zum Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen
Für die überwiegende Mehrheit der Menschen in Deutschland sind die Ereignisse am 5. November in den USA von persönlichem Interesse. Nur etwas weniger als ein Viertel stimmen der Aussage zu, dass ihnen der Ausgang der Wahlen „völlig egal“ ist. Mehr als zwei Drittel der Befragten wünschen sich, dass Kamala Harris die Präsidentschaftswahlen gewinnt. Einen Wahlsieg von Donald Trump hingegen präferieren nur ein Fünftel der Befragten (Abbildung 1).
Abseits von eigenen Wünschen wurden alle Teilnehmer:innen der Umfrage um ihre Einschätzung bezüglich des möglichen Wahlausgangs gebeten. Fast 38% meinen, dass das Ergebnis völlig offen sei. Ein Fünftel sagt einen Wahlsieg von Donald Trump voraus, während 40,8% erwarten, dass Kamala Harris die erste Präsidentin der USA wird (Abbildung 2).
Befürchtete Folgen der US-Präsidentschaftswahlen für Europa
Sollte Donald Trump als nächster Präsident der USA gewählt werden, befürchten viele Menschen in Deutschland massive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung, die militärische Sicherheit, die Asylpolitik und eine stärker nationalistische Interessenspolitik in Europa. Wirtschaftliche Nachteile als Folge eines Wahlsiegs von Trump erwarten 74% der Befragten, 73,7% befürchten, dass Europa zukünftig militärisch allein für seine Sicherheit zu sorgen hat. Mehr als vier Fünftel gehen davon aus, dass die USA mit einem Präsidenten Trump aufhören wird, die Ukraine zu unterstützen. Über 70% nehmen an, dass als Folge der Ereignisse in den USA auch europäische Länder stärker ihre nationalen Interessen in den Vordergrund stellen werden. Knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer:innen erwartet im Nachgang eines Wahlsiegs von Trump eine Verschärfung der EU-Asylpolitik.
Deutlich schwächer fallen solche Befürchtungen aus, falls Kamala Harris die neue Präsidentin der USA werden sollte. Nur knapp 30% befürchten wirtschaftliche Nachteile. Dass Europa zukünftig allein für seine Sicherheit zu sorgen hätte, erwartet 26,6% der Befragten und nur 21,8% glauben an eine Einstellung der US-Unterstützung für die Ukraine. Bei einem Wahlsieg von Harris gehen allerdings über 40% davon aus, dass zukünftig auch europäische Länder ihre nationalen Interessen stärker in den Vordergrund stellen werden und 34,7% der Teilnehmer:innen erwarten auch dann eine strengere Asylpolitik in Europa (Abbildung 3).
Sorgen um die Zukunft der Demokratie
Eine polarisierte Einschätzung der Folgen eines Wahlsiegs von Kamala Harris einerseits und Donald Trump andererseits, lässt sich zudem für die Zukunft der Demokratie festhalten. Im Fall des Wahlsieges von Trump machen sich fast zwei Drittel der befragten Menschen Sorgen um die Zukunft der Demokratie. Sollte Harris gewinnen sind dies nur 28,5% (Abbildung 4).
Die Studie „Menschen in Deutschland: International“
Die Studie „Menschen in Deutschland: International“ (MiDInt) führt als Teil des vom BMBF und BMI finanzierten Forschungsverbundes MOTRA seit November 2022 repräsentative Online-Erhebungen durch, um möglichen Ausstrahlungswirkungen internationaler Ereignisse und Entwicklungen auf die Lebenssituation und die politischen Wünsche, Einstellungen und Sorgen der Menschen in Deutschland zu erfassen. MiDInt wird gemeinsam vom GIGA und dem Institut für Kriminologie an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg (UHH) realisiert. Für die Stichprobenziehung und die Durchführung der Online-Erhebung wurde mit dem Feldforschungsinstitut Bilendi S.A. zusammengearbeitet.
Die Befragung zur 12. Welle von MiDInt begann am 22. Oktober 2024 und dauerte bis zum 29. Oktober 2024. Insgesamt wurden in dieser Zeit N=2931 Personen befragt, von denen verwertbare Daten vorliegen. Eine Überprüfung der Verteilung zentraler soziodemographischer Merkmale wie Alter, Geschlecht, Bildung und Wohnregion in Deutschland zeigt, dass diese Stichprobe als repräsentativ für die deutschsprachige erwachsene Wohnbevölkerung im Alter von 18 bis 69 Jahren eingestuft werden kann.
Eine ausführlichere Darstellung der Ergebnisse der Studie steht hier zur Verfügung.