GIGA Focus Nahost
Nummer 7 | 2015 | ISSN: 1862-3611
Im Januar 2015 leitete die tunesische Regierung mit ihrem "Strategieplan zur Reform der Hochschulen und der Wissenschaft" einen weiteren Schritt zur Demokratisierung des Hochschulwesens ein. Solche Reformen sind derzeit die Ausnahme in der arabischen Welt, denn Universitäten in Tunesien und in anderen Staaten der Region werden zunehmend zum Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen dem Regime und Oppositionellen sowie zwischen säkularen und islamistischen Studenten.
Analyse Nach Jahrzehnten der Entpolitisierung haben sich die nordafrikanischen Universitäten seit den Aufständen des "Arabischen Frühlings" im Jahr 2011 zu Orten der politischen Aktion entwickelt. Gesellschaftliche Konfliktlinien zeigen sich hier besonders intensiv. Obwohl sich die Entwicklungen im Hochschulwesen regional unterscheiden, nehmen allgemein gewaltsame Ausschreitungen an den Universitäten zu.
An Tunesiens Universitäten unterstützen deutsche Hochschulen Projekte zur Demokratieförderung. Daneben ist die Stimme des islamistischen Spektrums an den Universitäten lauter geworden und äußert sich vor allem in salafistischen Protesten.
An Ägyptens Universitäten sind seit dem Sturz Mubaraks akademische Freiheiten, aber auch der islamistische Diskurs gestiegen. Gegen den Militärputsch in 2013 durch General Sisi formierte sich studentischer Protest, der häufig in Gewalt eskalierte.
In Marokko hat sich die regimekritische Protestbewegung von der Straße in die Universitäten verlagert. Die Fronten zwischen linksgerichteten Studenten und Anhängern der an der Regierung beteiligten islamistischen "Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung" (Parti de la Justice et du Développement, PJD) haben sich verhärtet.
In Libyen und in Syrien hat der Bürgerkrieg zum Zusammenbruch der akademischen Infrastruktur geführt.
tho Seeth, Amanda (2015), Zwischen Demokratisierung und Gewalt: Universitäten in Nordafrika seit 2011, GIGA Focus Nahost, 7, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-446785
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