GIGA Insights | 13.02.2023
Nahost-Forschende des GIGA beleuchten die politische Lage in Syrien und der Türkei nach dem schweren Erdbeben vom 6. Februar.
Die aktuelle politische Lage in der Türkei und Syrien erschwert die internationale Hilfe nach dem verheerenden Erdbeben am 6. Februar in der Region. In Gesprächen mit der taz, tagesschau24.de und der Deutschen Wellekommentiert Dr. André Bank, Nahostwissenschaftler am GIGA, die Situation in Syrien. Er liefert Hintergrundinformationen zur militärischen und politischen Kontrolle und zieht Parallelen zum früheren Umgang des syrischen Regimes mit vergleichbaren Krisen, wie etwa der COVID-19-Pandemie. Damals hatte das Regime die Lieferungen von Impfstoffen und medizinischen Gütern strategisch eingesetzt und vor allem die eigene Klientel versorgt. Ähnlich analysiert GIGA-Forscherin Dastan Jasim die Geschichte antikurdischer Diskriminierung in der Türkei nach Naturkatastrophen, die von der Regierung in Ankara schon in der Vergangenheit für politische Zwecke instrumentalisiert wurden – insbesondere gegen Kurd:innen. Die Reaktion auf das Erdbeben vom 6. Februar scheint das zu bestätigen, so Jasim. Daher warnte André Bank schon kurz nach dem Erdbeben davor, europäische Hilfslieferungen über das Regime von Präsident Bashar al-Assad zu leiten, was seiner Legitimierung entspräche. Stattdessen plädiert Bank für die Öffnung weiterer Grenzübergänge an der syrisch-türkischen Grenze, um darüber Hilfskonvois in den am stärksten betroffenen Nordwesten rund um Idlib zu schicken. Diese Forderung stellt auch Außenministerin Annalena Baerbock, um schnellere Hilfe vor Ort zu ermöglichen. Das Team GIGA bekundet seine Solidarität mit den Opfern des Erdbebens. Wenn Sie die Menschen in Not unterstützen können und wollen, finden Sie hier Informationen zur Hamburger Initiative „Der Hafen Hilft“.
Text: Lisa Sänger