GIGA Insights | 17.12.2024
Syrien – Innerhalb von elf Tagen haben die islamistischen Rebellen von Hay’at Tahrir ash-Sham (HTS) mit alliierten Gruppen die Assad-Diktatur mit einer Großoffensive gestürzt. Am ersten Dezemberwochenende 2024 verzeichneten die Rebellen zunächst größere Gebietsgewinne, darunter die Millionenstadt Aleppo. Eine Woche später, in der Nacht vom 8. Dezember, nahmen sie die Hauptstadt Damaskus ein. Machthaber Bashar al-Assad flüchtete mit seiner Familie außer Landes.
Nach einer längeren Zeit der Verteidigung ihres Gebiets in Idlib wollten die Rebellen wieder in die Offensive kommen. Obwohl die Gewalt in Syrien bereits in den letzten beiden Jahren zugenommen haben, ist auch GIGA-Experte Dr. André Bank überrascht von dem raschen Vormarsch, der letztlich zum Sturz der 54-jährigen Assad-Diktatur führte. Laut dem Wissenschaftler, der die Lage in Syrien seit Ausbruch des Bürgerkriegs analysiert, nutzte HTS eine Schwächephase des Regimes: „Assad und seine Verbündeten – Russland und Iran – sind durch den Krieg in der Ukraine entweder gebunden oder durch Israels Angriffe im Libanon und Syrien geschwächt. Die Rebellen wussten das auszunutzen und haben im richtigen Moment zugeschlagen“, sagt André Bank gegenüber Merkur.de. Dazu kommt, dass Assad auch in anderen arabischen Ländern nicht mehr den Rückhalt hat, den er einst hatte.
Der syrische Präsident und Diktator Assad reagierte zunächst mit militärischen Gegenschlägen, hatte den Rebellen jedoch nicht viel entgegenzusetzen. „Offenbar hat sich ein Teil der militärischen Elite sukzessive von Assad abgewandt. Nur so ist zu erklären, dass es so wenig Widerstand gegen die Rebellen gegeben hat“, sagt André Bank gegenüber Zeit Online. Die Rebellen-Allianz nahm Damaskus ein, Assad verließ das Land und gab wenig später aus Moskau seinen Rücktritt bekannt. „Das Ende der Assad-Diktatur ist eine historische Zäsur für Syrien“, sagt Bank im Interview mit Tagesschau24.
Die HTS (zu deutsch: ‚Komitee zur Befreiung Syriens‘) hat die Macht in Syrien übernommen. Die islamistische Gruppierung, ehemals bekannt als Jabhat an-Nusra und einst mit al-Qa'ida verbunden, versteht sich als Gegenspieler des sogenannten Islamischen Staates (IS). Ihr Ziel ist ebenfalls die Errichtung einer islamischen Ordnung, sie ist jedoch weniger transnational als vielmehr auf Teile Syriens konzentriert.
Wie es nun im Land weitergehen wird, ist unklar. Ist sich die Rebellen-Allianz über die Zukunft Syriens einig? Werden sie ein islamistisches Regime errichten? Können staatliche Strukturen um- bzw. neu aufgebaut werden, die die ethnische und religiös-konfessionelle Vielfalt im Land berücksichtigen? Welche Rolle werden externe Akteure wie Russland, die USA und regionale Mächte , wie Iran, Israel, Türkei und die Golfmonarchien spielen?
Unsere Expert:innen beobachten die Entwicklungen weiter und analysieren die Lage laufend. Einschätzungen und Hintergründe teilen sie in den Medien und auf unserer Website.
Syrien – Innerhalb weniger Tage haben die islamistischen Rebellen von Hay’at Tahrir ash-Sham (HTS) mit alliierten Gruppen größere Gebiete in Syrien eingenommen, darunter große Teile der Millionenstadt Aleppo. Die Rebellen rückten mit Pick-Up-Trucks und Motorrädern vor und setzten Drohnen sowohl für die Überwachung als auch für Angriffe ein.
Das Ziel der Rebellen war es, nach einer längeren Zeit der Verteidigung ihres Gebiets in Idlib wieder in die Offensive zu kommen. Bei Rebellenangriffen sowie den Gegenschlägen der Streitkräfte des syrischen Präsidenten und Diktators Bashar al-Assad sowie der mit ihm verbundenen russischen Luftwaffe wurden mehrerer Hundert Zivilist:innen getötet; Tausende mussten fliehen. Gleichwohl wird die Schwächung Assads von vielen Syrer:innen mit Wohlwollen aufgenommen.
Laut GIGA-Experte Dr. André Bank, der die Lage in Syrien seit Ausbruch des Bürgerkriegs analysiert, nutzte HTS eine Schwächephase des Regimes: „Das Assad-Regime und seine Verbündeten – Russland und Iran – sind durch den Krieg in der Ukraine entweder gebunden oder durch Israels Angriffe im Libanon und Syrien geschwächt. Die Rebellen wussten das auszunutzen und haben im richtigen Moment zugeschlagen“, sagt André Bank gegenüber Merkur.de. Dazu kommt, dass Assad auch in anderen arabischen Ländern nicht mehr den Rückhalt hat, den er einst hatte. Ganz überraschend kommen die jüngsten Angriffe für den Syrien-Experten allerdings nicht: Die Gewalt in Syrien hat bereits in den letzten beiden Jahren zugenommen.
Die HTS, ehemals bekannt als Jabhat an-Nusra und einst mit al-Qa'ida verbunden, versteht sich als Gegenspieler des sogenannten Islamischen Staates (IS). Ihr Ziel ist ebenfalls die Errichtung einer islamischen Ordnung, sie ist jedoch weniger transnational als vielmehr auf Teile Syriens konzentriert.
Die Angriffe haben das Assad-Regime erheblich geschwächt. Er kündigte bereits eine militärische Gegenoffensive an, was eine weitere Eskalation der Gewalt in Syrien erwarten lässt. Entscheidend wird für die nahe Zukunft sein, in welchem Maße Assads bisherige Unterstützer Russland und Iran sich militärisch engagieren werden; die libanesische Hizbollah, die nach 2011 ein wichtiger Unterstützer Assads war, fällt als militärischer Akteur in Syrien kurzfristig aus.
Welche Rolle die Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan in diesem Konflikt spielt und ob Assad mit Unterstützung aus Russland oder dem Iran den Vormarsch stoppen kann, erfahren Sie in den Medienbeiträgen, in denen Dr. André Bank seine Expertise teilt.
Text: Lisa Sänger