GIGA Focus Asia
Number 1 | 2008 | ISSN: 1862-359X
Am 19. Dezember 2007 wurde Lee Myung-bak, ehemaliger Oberbürgermeister Seouls und früherer Vorstandsvorsitzender eines Tochterunternehmens von Hyundai, zum neuen Präsidenten der Republik Korea gewählt.
Analyse Mit einem Stimmenanteil von 48,7 Prozent und einem Vorsprung von über 22 Prozent zum Zweitplatzierten erreichte der Kandidat der konservativen Grand National Party (GNP) den deutlichsten Sieg in der Geschichte demokratischer Wahlen in Südkorea. Der Wahlsieg Lees beendet eine zehn Jahre andauernde linksliberale Ära, die 1997 mit dem damaligen Präsidenten Kim Dae-jung begann. Allerdings sieht sich der neue Präsident Vorwürfen des Finanzbetrugs ausgesetzt, die ein Sonderermittler prüfen soll. Im Falle einer Verurteilung könnte es zu einer Neuwahl kommen.
Der Regierungspartei Uridang gelang es bis zuletzt nicht, einen Kandidaten aufzustellen, der in der Lage gewesen wäre, die Konflikte innerhalb des zerstrittenen liberalen Lagers zu überbrücken. Erst im August hatte sich die Uri-Partei aufgelöst. Der Großteil ihrer Mitglieder trat der neu gegründeten United New Democratic Party (UNDP) bei.
Weit verbreitete Unzufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik der Regierung Roh gilt als Hauptursache für die Niederlage des Regierungslagers. Den Wachstumsraten von jeweils deutlich über vier Prozent in den vergangenen Jahren steht eine gefühlte Krise im Land gegenüber, die der designierte Präsident Lee in den Mittelpunkt seiner Wahlkampfstrategie stellte.
Außenpolitisch sind vor allem eine Stärkung der Beziehungen zu den USA, Verbesserungen im Verhältnis zu Japan und eine stärker an Bedingungen geknüpfte Politik gegenüber Nordkorea zu erwarten.
Außer einer möglichen Neuwahl im Falle einer Verurteilung Lees finden im April 2008 Parlamentswahlen statt, deren Ausgang die politische Durchsetzbarkeit einer Reihe von Lees Vorhaben bestimmt.
Peters, Mascha, and David Shim (2008), Konservativer Wahlsieg: Hintergründe und mögliche Auswirkungen der Präsidentschaftswahl in Südkorea, GIGA Focus Asia, 1, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-276265
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