GIGA Focus Latin America

Fukushima zum Trotz: Lateinamerika hält an seinen Nuklearprogrammen fest

Number 4 | 2011 | ISSN: 1862-3573


  • Lateinamerika steht unbeschadet der sich neuerlich jährenden Atomkatastrophe von Tschernobyl und der jüngsten Reaktorhavarie in Fukushima vor einer Renaissance seiner Nuklearpolitik: Traditionelle Nuklearmächte wollen weiterhin neue Atomkraftwerke bauen, andere Staaten in der Region erstmals solche errichten.

    Analyse Die im März 2011 havarierten Reaktoren von Fukushima haben – anders als speziell in Deutschland – in Lateinamerika nur eine begrenzte Atomdebatte losgetreten. Insbesondere Argentinien, Brasilien und Chile halten unbeirrt am Bau neuer Atomkraftwerke fest.

    • Es geht beim Bau von neuen Atomkraftwerken in der Region ausschließlich um die zivile Nutzung der Kernenergie (Stromgewinnung, medizinische und Forschungszwecke). Selbst in Brasilien und Argentinien, die ihre Urananreicherung wieder aufgenommen haben, droht weder eine Reaktivierung der militärischen Programme noch ein technologischer Rüstungswettlauf.

    • Das Nichtproliferationsregime in Lateinamerika ist gleichermaßen engmaschig wie intakt. Die zivile Nuklearkooperation in der Region feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen.

    • Einen Kernreaktor zu kaufen heißt nicht, selbst Nukleartechnologie zu besitzen. Einzig Brasilien und Argentinien haben dieses Wissen und auch die Mittel, um solche Programme, die Autarkie und Autonomie garantieren sollen, überhaupt zu finanzieren.

    • Einige Staaten kooperieren beim geplanten Bau von Atomkraftwerken mit neuen Technologiepartnern. Russlands Interesse hierbei ist vor allem ein wirtschaftliches. Im Falle Irans ist die Zusammenarbeit noch nicht über ideologisch motivierte Deklarationen hinausgekommen. Eine Änderung des vorherrschenden, auf der Zusammenarbeit mit westlichen Partnern gründenden Kooperationsparadigmas in der Region droht deshalb nicht.


    Footnotes



      How to cite this article

      Rieck, Christian, and Mariana Carpes (2011), Fukushima zum Trotz: Lateinamerika hält an seinen Nuklearprogrammen fest, GIGA Focus Latin America, 4, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-276378


      Imprint

      The GIGA Focus is an Open Access publication and can be read on the Internet and downloaded free of charge at www.giga-hamburg.de/en/publications/giga-focus. According to the conditions of the Creative-Commons license Attribution-No Derivative Works 3.0, this publication may be freely duplicated, circulated, and made accessible to the public. The particular conditions include the correct indication of the initial publication as GIGA Focus and no changes in or abbreviation of texts.

      The German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg publishes the Focus series on Africa, Asia, Latin America, the Middle East and global issues. The GIGA Focus is edited and published by the GIGA. The views and opinions expressed are solely those of the authors and do not necessarily reflect those of the institute. Authors alone are responsible for the content of their articles. GIGA and the authors cannot be held liable for any errors and omissions, or for any consequences arising from the use of the information provided.

      Christian Rieck

      Christian Rieck

      Former GIGA Team member


      Mariana Carpes

      Mariana Carpes

      Former Doctoral Researcher



      GIGA Working Papers | 06/2006

      Brazil’s Nuclear Policy From Technological Dependence to Civil Nuclear Power

      Dr. Daniel Flemes

      Former GIGA Team member

      GIGA Focus Latin America | 6/2006

      Urananreicherung im Hinterhof: Brasiliens Nuklearpolitik und die USA

      Dr. Daniel Flemes

      Former GIGA Team member

      Notification

      Sign up to receive email notifications about GIGA activities

      Social Media

      Follow us