GIGA Focus Nahost

Turbulente Wahlen in Iran: Die Islamische Republik am Scheideweg?

Nummer 6 | 2009 | ISSN: 1862-3611


  • Am 12. Juni 2009 fanden in Iran turnusgemäß Präsidentschaftswahlen statt. Es galt zu entscheiden, ob Präsident Mahmud Ahmadinejad eine zweite Amtszeit gewährt wird oder ob er von einem seiner drei Herausforderer abgelöst wird. Für den Fall, dass am 12. Juni keine Entscheidung getroffen worden wäre, war für den 19. Juni eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten vorgesehen.

    Analyse Der noch am Abend des ersten Wahltags verkündete – unerwartet klare – Wahlsieg von Amtsinhaber Ahmadinejad löste in weiten Kreisen des Wahlvolks zunächst Unglauben und unmittelbar danach massiven Protest aus. Die Massendemonstrationen gegen den vermuteten Wahlbetrug und die repressiven Gegenmaßnahmen des Regimes weiteten sich zur schwersten innenpolitischen Krise der Islamischen Republik Iran seit ihrer Gründung aus.

    • Die mutmaßliche Wahlmanipulation und die Unterdrückung der Proteste haben dem Regime schwer geschadet. Es kann nicht mehr behaupten, den Willen des Volkes zu verkörpern. Das Grundvertrauen der Bevölkerung, ausgedrückt in der hohen Wahlbeteiligung, ist damit – wahrscheinlich irreparabel – beschädigt.

    • Die Krise offenbarte eine geänderte Kräfteverteilung in Iran. Bisherige Konfliktstruk‑ turen wurden durch neue Bruchlinien zwischen "alter" Elite (Führungspersonen der Revolution, Mehrheit des Klerus), "neuer" Elite (Revolutionsgarden, Laien, Minderheit des Klerus inklusive Revolutionsführer) und regimeferner Opposition (moderne Mittel- und Oberschichten) überlagert.

    • Das Zusammenwirken der "alten" Elite mit der regimefernen Opposition ist als Ausnahme anzusehen. Für sich betrachtet, ist Letztere aber immer noch schwach und unorganisiert.

    • Iran weist Symptome des Übergangs von der Islamischen Republik zur Militärdiktatur auf.


    Fußnoten



      Forschungsschwerpunkte

      Wie man diesen Artikel zitiert

      Fürtig, Henner (2009), Turbulente Wahlen in Iran: Die Islamische Republik am Scheideweg?, GIGA Focus Nahost, 6, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-286604


      Impressum

      Der GIGA Focus ist eine Open-Access-Publikation. Sie kann kostenfrei im Internet gelesen und heruntergeladen werden unter www.giga-hamburg.de/de/publikationen/giga-focus und darf gemäß den Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz Attribution-No Derivative Works 3.0 frei vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies umfasst insbesondere: korrekte Angabe der Erstveröffentlichung als GIGA Focus, keine Bearbeitung oder Kürzung.

      Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg gibt Focus-Reihen zu Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost und zu globalen Fragen heraus. Der GIGA Focus wird vom GIGA redaktionell gestaltet. Die vertretenen Auffassungen stellen die der Autorinnen und Autoren und nicht unbedingt die des Instituts dar. Die Verfassenden sind für den Inhalt ihrer Beiträge verantwortlich. Irrtümer und Auslassungen bleiben vorbehalten. Das GIGA und die Autorinnen und Autoren haften nicht für Richtigkeit und Vollständigkeit oder für Konsequenzen, die sich aus der Nutzung der bereitgestellten Informationen ergeben.

      GIGA Focus Nahost | 7/2007

      Halbzeitbilanz: Innere Entwicklungen in Iran unter Ahmadinejad

      Janet Kursawe

      Former Doctoral Researcher

      Benachrichtigungen

      Melden Sie sich hier für E-Mail-Benachrichtigungen zu GIGA-Aktivitäten an

      Soziale Medien

      Folgen Sie uns