GIGA Focus Asien
Nummer 6 | 2009 | ISSN: 1862-359X
Am 19. Mai 2009 verkündete die srilankische Regierung ihren Sieg über die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) und den Tod des Anführers, Velupillai Prabhakaran. Damit ging der seit 26 Jahren andauernde Bürgerkrieg in Sri Lanka vorerst zu Ende.
Analyse Die srilankische Regierung von Exekutivpräsident Mahinda Rajapaksa ist stärker denn je, nachdem sie nicht nur die LTTE besiegt hat, sondern auch auf der internationalen Ebene ihre Ziele erreichen konnte: Am 26. Mai lehnte der UN-Menschenrechtsrat die Forderung ab, mutmaßliche Menschenrechtsverletzungen durch Regierungstruppen und LTTE aufzuklären. Rajapaksa spielte verschiedene Staaten – vor allem China und Indien – erfolgreich gegeneinander aus und schaffte sich dadurch während der militärischen Offensive und für die Phase des Wiederaufbaus große Freiräume.
Die menschenrechtliche Lage in Sri Lanka ist weiterhin beunruhigend. Etwa 300.000 tamilische Flüchtlinge sind in vom Militär überwachten Lagern untergebracht, zu denen internationale Hilfsorganisationen keinen Zugang haben.
Eine Hexenjagd nach mutmaßlichen Unterstützern der LTTE hat eingesetzt. Die Regierung nutzt ihre gestärkte Position, um sich politischer Gegner zu entledigen.
Nach der Entscheidung im UN-Menschenrechtsrat haben westliche Länder noch geringere Einflussmöglichkeiten auf Sri Lanka. Das in dem Inselstaat einflussreichste Land bleibt China. Um sich nicht vollständig von diesem verdrängen zu lassen, bemüht sich die Regionalmacht Indien um gute Beziehungen zur srilankischen Regierung. Dazu ist sie zunehmend bereit, auf ihre traditionellen protamilischen Forderungen zu verzichten.
Ein dauerhafter Frieden ist nur möglich, wenn es zu einer Versöhnung zwischen singhalesischer Mehrheit und tamilischer Minderheit kommt. Dazu müsste die Regierung die Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit zulassen und im Rahmen einer Dezentralisierung den Tamilen breite Autonomie gewähren. Die bisherige singhalesisch-nationalistische Einstellung von Präsident Rajapaksa und die geringen Möglichkeiten der Tamilen, ihre Interessen angemessen zu vertreten, machen eine solche Lösung jedoch unwahrscheinlich.
Destradi, Sandra (2009), Nach dem Bürgerkrieg - Welche Zukunft für Sri Lanka?, GIGA Focus Asien, 6, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-286560
Der GIGA Focus ist eine Open-Access-Publikation. Sie kann kostenfrei im Internet gelesen und heruntergeladen werden unter www.giga-hamburg.de/de/publikationen/giga-focus und darf gemäß den Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz Attribution-No Derivative Works 3.0 frei vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies umfasst insbesondere: korrekte Angabe der Erstveröffentlichung als GIGA Focus, keine Bearbeitung oder Kürzung.
Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg gibt Focus-Reihen zu Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost und zu globalen Fragen heraus. Der GIGA Focus wird vom GIGA redaktionell gestaltet. Die vertretenen Auffassungen stellen die der Autorinnen und Autoren und nicht unbedingt die des Instituts dar. Die Verfassenden sind für den Inhalt ihrer Beiträge verantwortlich. Irrtümer und Auslassungen bleiben vorbehalten. Das GIGA und die Autorinnen und Autoren haften nicht für Richtigkeit und Vollständigkeit oder für Konsequenzen, die sich aus der Nutzung der bereitgestellten Informationen ergeben.