GIGA Focus Afrika
Nummer 5 | 2006 | ISSN: 1862-3603
Am 10. Mai veröffentlichte die Regierung Liberias ihren ersten Finanzbericht, der eine erhebliche Zunahme der Staatseinnahmen ausweist. Mehr als 100 Tage Amtszeit von Ellen Johnson Sirleaf, der ersten Präsidentin Afrikas, sind vorüber. Einige Erfolge sind sichtbar.
Analyse
Das zurückliegende Jahr war ein vergleichsweise friedliches für das geschundene westafrikanische Land. Schneller als erhofft kommen nun aber einige bittere Realitäten ans Tageslicht: Reformbremsen in der Elite, Überschuldung, Arbeitslosigkeit und fortbestehende Sicherheitsprobleme. Ein Rückfall in den Gewaltkonflikt ist noch immer nicht ausgeschlossen.
Die Auslieferung von Expräsident Charles Taylor an den Special Court in Sierra Leone setzt die Themen Justizreform, Vergangenheitsbewältigung und Verquickung der neuen Elite mit dem Warlord-Regime auf die Agenda – schneller als es vielen lieb ist.
Das einem Protektorat recht ähnliche System der UN-Verwaltung befriedigt einige Grundbedürfnisse, schafft aber weder Arbeitslosigkeit noch Sicherheitsrisiken aus der Welt.
Die massive Intervention von außen hat die Voraussetzungen zur Beendigung des Bürgerkrieges geschaffen, gerät aber bei der „Rekonstruktion“ des Staates in innere Widersprüche. Die Übernahme von Verantwortung durch liberianische Institutionen ist leichter gefordert als umzusetzen. Die Außensteuerung wird zu einem innenpolitischen Problem.
Mehler, Andreas, und Judy Edith Smith-Höhn (2006), Liberia: Ellen in Wonderland?, GIGA Focus Afrika, 5, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-276029
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