Hanspeter Mattes
GIGA Working Papers | 2016
GIGA Working Papers
284
43
German Institute for Global and Area Studies (GIGA)
Hamburg
Die historischen Beziehungen Marokkos zum subsaharischen Raum, insbesondere jedoch zu Westafrika, haben sich nach dem Tod von König Hassan II. 1999 unter der Herrschaft seines Sohnes König Mohamed VI. qualitativ verändert. Stand unter König Hassan II. die Außen‐ und damit auch die Afrikapolitik insgesamt im Schatten der "Westsaharapolitik", also der Sicherung des marokkanischen Anspruchs über die 1976 besetzten und bislang spanisch verwalteten Südprovinzen, hat König Mohamed VI. auch als Folge eingetretener globaler Entwicklungen die außenpolitische Strategie Marokkos aktualisiert und diversifiziert. Zu dem immer noch wichtigen Dossier „Westsahara“ sind weitere Aspekte getreten: mit Blick auf die Eindämmung illegaler Migration nach Marokko die Stärkung der Süd‐Süd‐Kooperation und die Unterstützung der Entwicklung in den subsaharischen Staaten; die Erschließung neuer Exportmärkte für die sich weiter entwickelnden marokkanischen Unternehmen; die Positionierung Marokkos als "Gateway" nach Afrika insbesondere für chinesische, indische und russische Unternehmen; die Stärkung des sicherheitspolitischen Engagements Marokkos in der vom transnationalen Terrorismus destabilisierten Sahelregion und damit zusammenhängend die intensivierte Mission eines moderaten islamischen Diskurses. Im Unterschied zur Ära von König Hassan II. manifestierte sich die seit 1999 verfolgte neue außenpolitische Strategie in deutlich gesteigerten Aktivitäten auf allen klassischen außenpolitischen Handlungsebenen (Diplomatie/Reisetätigkeit; Militär/Sicherheit; Wirtschaftsabkommen/Handelsvolumen; kulturelle/religiöse Aktivitäten). Das Image Marokkos in den subsaharischen Staaten insbesondere Westafrikas hat sich dadurch unter König Mohamed VI. nachhaltig verbessert.