GIGA Focus Middle East

Ambivalente Erfahrungen mit der "Gestaltungsmacht" Katar

Number 3 | 2013 | ISSN: 1862-3611


  • Am 15. und 16. April 2013 fand in Berlin das "Wirtschafts- und Investitionsforum Katar" statt. Mit den Auftritten von Katars Premier- und Außenminister Hamad bin Jassim Al Thani, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle war die Veranstaltung politisch sehr hochkarätig flankiert.

    Analyse Katar verzeichnet seit den 1970er Jahren dank der Einnahmen aus dem Erdöl- und Erdgasexport einen rasanten wirtschaftlichen Aufstieg. Das Golfemirat übersetzt dabei neuerdings Wirtschaftsstärke in Finanzkraft und regionalpolitische Einflussnahme und wird vor diesem Hintergrund zunehmend als "Gestaltungsmacht" in der Golfregion wahrgenommen. Die realen Interaktionsmöglichkeiten für westliche Staaten sind bisher jedoch begrenzt. Während das Emirat einerseits wirtschaftliche Globalisierungsprozesse mitgestaltet, schirmt es sich andererseits kulturell und politisch eher ab.

    • In der „Nationalvision Katar 2030“ dokumentierte das Emirat im Juli 2008 seine Idealvorstellung einer sozioökonomischen Entwicklung. Neben gezielten Reformmaßnahmen greift die Herrscherfamilie der Al Thani auch auf traditionelle Mittel der Herrschaftsstabilisierung zurück, wie die patrimoniale Verteilung von Einnahmen und die Verweigerung von Bürgerrechten.

    • In der arabischen Welt tritt Katar selbstbewusst auf, wobei es seit dem "Arabischen Frühling" die Rolle eines neutralen Vermittlers zugunsten einer stärkeren Parteinahme aufgibt.

    • Mit den sunnitischen Monarchien Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate (VAE) und Kuwait bildet Katar ein transnationales Regime. Dieses ermöglicht es dem Emirat, nationale, regionale und Globalisierungsprozesse entlang eigener Interessen zu kontrollieren.

    • Das Anliegen der Bundesregierung, mit den "Gestaltungsmächten" in der Golfregion intensiver zu kooperieren, ist angesichts des Bestrebens dieser Staaten, in einer zunehmend multipolar ausgerichteten Welt selbstbestimmte Handlungspositionen einzunehmen, ein Vorhaben mit offenem Ausgang.


    Footnotes



      How to cite this article

      Borszik, Oliver (2013), Ambivalente Erfahrungen mit der "Gestaltungsmacht" Katar, GIGA Focus Middle East, 3, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-339532


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      The German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg publishes the Focus series on Africa, Asia, Latin America, the Middle East and global issues. The GIGA Focus is edited and published by the GIGA. The views and opinions expressed are solely those of the authors and do not necessarily reflect those of the institute. Authors alone are responsible for the content of their articles. GIGA and the authors cannot be held liable for any errors and omissions, or for any consequences arising from the use of the information provided.

      Oliver Borszik

      Oliver Borszik

      Former Doctoral Researcher



      GIGA Focus Middle East | 8/2010

      Katar als arabischer Konfliktmediator: Neuer Hoffnungsträger oder Gernegroß?

      Katja Niethammer

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