Tobias H. Stark / Tom Nijs / Julia Köbrich
International Journal of Intercultural Relations | 2024
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass verschiedene Formen von positivem indirektem Intergruppen-Kontakt die Einstellungen der Menschen gegenüber anderen Gruppen beeinflussen. Weniger Forschung hat jedoch untersucht, ob negative Formen von indirektem Kontakt ebenfalls Einstellungen bestimmen. Noch seltener sind Belege für das gleichzeitige Auftreten von direkten und indirekten Kontaktformen und deren kombinierte Wirkung. In unserer Studie betrachten wir die additiven Effekte von vier Arten indirekten Kontakts auf Einstellungen gegenüber anderen Gruppen: erweiterter Kontakt, stellvertretender Kontakt, massenmedialer Kontakt und virtueller stellvertretender Kontakt über soziale Medien. Wir prüfen auch, ob die Effekte des indirekten Kontakts stärker sind, wenn Menschen weniger direkten Kontakt haben. Für jede Kontaktart messen wir positive und negative Kontakterfahrungen. Die Daten stammen aus zwei Studien (N1 = 785; N2 = 858), in denen niederländische Teilnehmer nach ihren indirekten Kontakterfahrungen mit Mitgliedern von Einwanderergemeinschaften befragt wurden. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Beobachtung positiver Intergruppen-Interaktionen im realen Leben, in den Massenmedien und, in geringerem Maße, in den sozialen Medien positive Zusammenhänge mit Einstellungen aufweist. Positiver erweiterter Kontakt zeigte nur in Studie 1 einen zusätzlichen Effekt. Von den negativen indirekten Kontaktformen bestimmte nur negativer stellvertretender Kontakt die Einstellungen gegenüber Fremdgruppen. Es traten keine konsistenten multiplikativen Effekte auf, was darauf hindeutet, dass die Effekte des indirekten Kontakts nicht stärker sind für Personen mit weniger direktem Kontakt. Wir schließen daraus, dass die Beobachtung von Kontakt (stellvertretender Kontakt) möglicherweise wirkungsvoller ist als das bloße Wissen darüber (erweiterter Kontakt).
International Journal of Intercultural Relations
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