GIGA Focus Global
Nummer 9 | 2006 | ISSN: 1862-3581
Mit überzeugender Mehrheit beschloss der Internationale Währungsfonds (IWF) auf seiner Jahrestagung im September 2006 in Singapur, die Quote und damit die Stimmrechte ausgewählter Schwellenländer anzuheben und die Entwicklung eines neuen Quotenschlüssels voranzutreiben. Die Reform der Quotenformel wird nicht ohne Interessenkonflikte vonstatten gehen.
Analyse: Mit diesen Reformen reagiert der Fonds auf weltwirtschaftliche Gewichtsverschiebungen und den drohenden eigenen Bedeutungsverlust insbesondere in aufstrebenden Volkswirtschaften und Weltregionen.
Die Diskussion um den neuen Verteilungsschlüssel offenbart divergierende Interessenstrukturen zwischen kleinen und großen Volkswirtschaften sowie zwischen Industriestaaten und Schwellen- oder Entwicklungsländern im IWF.
Viele Länder verzichten auf die Aufnahme von IWF-Krediten und engagieren sich zudem bei der Schaffung regionaler Alternativen zum IWF (z. B. bilaterale Währungskooperation in Ostasien). China und Indien wie auch einige kleinere Volkswirtschaften verfügen mittlerweile über genügend Währungsreserven, um regionale Finanzkrisen abzuwenden.
Die steigende Zahl regionaler Finanz- und Handelskooperationen deutet einerseits auf eine Krise globaler Ordnungspolitik und ihrer Organisationen hin, andererseits kann dem IWF der Spagat zwischen effektiver Reformpolitik und drohendem Bedeutungsverlust gelingen, wenn die Interessen der Schwellen- und Entwicklungsländer berücksichtigt werden und der Trend hin zu regionalen Übereinkünften relativiert oder multilateralisiert werden kann.
Loewen, Volker Howard (2006), Zwischen Reform und Bedeutungsverlust – Der IWF nach der Jahrestagung in Singapur, GIGA Focus Global, 9, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-268373
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