GIGA Focus Afrika
Nummer 2 | 2011 | ISSN: 1862-3603
Am 21. Mai 2011 bestätigte der Verfassungsrat der Republik Tschad den Amtsinhaber Idriss Déby Itno mit einem Stimmenanteil von 83,6 Prozent als Sieger der Präsidentschaftswahl vom 25. April. Wichtige Oppositionsführer hatten die Wahlen boykottiert. Damit wiederholt sich im Tschad ein verbreitetes autoritäres Herrschaftsmuster Zentralafrikas.
Analyse Zentralafrika, durch zwei Wirtschafts- und Währungsgemeinschaften regionalpolitisch umschrieben, ist eine sehr heterogene Region, zerstört durch Bürgerkriege, beherrscht von autoritären Regimen und trotz Ressourcenreichtum von Massenarmut gekennzeichnet. Die vielfältigen Entwicklungspotenziale blieben weitgehend ungenutzt. Externe strategische wie auch regionale wirtschafts- und sicherheitspolitische Interessen der herrschenden Eliten stehen einer nachhaltigen wirtschaftlichen und demokratischen Entwicklung im Wege.
Zentralafrika ist einer der größten "Reservetanks" der Welt für Erdöl und Erdgas und eine der größten "Schatzkisten" von Erzen und Diamanten. Außerdem ist es das zweitgrößte zusammenhängende Tropenwaldgebiet der Erde (nach dem Amazonas-Becken) und mit dem Kongo, dessen Nebenflüssen und den Großen Seen eines der weltweit größten Oberflächen-Süßwasserreservoire.
Regionalorganisationen dienten in Zentralafrika bisher weniger der wirtschaftlichen Entwicklung, sondern fungierten vor allem als sicherheitspolitisches Instrument der jeweiligen Autokraten, um die äußere staatliche Stabilität zu garantieren.
Die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen externer Mächte wie Frankreich, USA und China trugen seit jeher zur anhaltenden innenpolitischen Instabilität und zur Bildung autoritärer Regime bei.
Eine wirtschaftliche Entwicklung der Region, die mit Überwindung der Massenarmut einhergeht, wird nur durch grundlegende Reformen der Regierungsführung und der Wirtschaftspolitik möglich sein, die auch von externen Mächten mitgetragen werden.
Treydte, Klaus-Peter (2011), Zentralafrika vor neuem Aufbruch?, GIGA Focus Afrika, 2, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-276974
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