Spotlight on... | 28.05.2024
Dastan Jasim hat kürzlich ihre Dissertation verteidigt! Sie schloss ihre Dissertation zum Thema „Civic Culture without a State: Kurdish Civic Culture in Iraq, Iran, Turkey and Syria between State-Control and Resistance“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am 15. März ab. Erfahren Sie mehr über Dastans Weg zur Promotion in diesem Interview.
Was war deine Motivation, dich mit dem Thema deiner Dissertation zu beschäftigen? Meine Doktorarbeit behandelte die Frage wie die pro-demokratische politische Kultur von Kurd*innen erklärbar ist, wieso entgegen vieler anderer politischer Ideologien so viele pro-demokratische Einstellungen haben. Motiviert haben mich dazu der Kampf der Kurd*innen gegen den Islamischen Staat und auch gegen die Theokratie des Iran. In einer Zeit, wo Forschung über den Mittleren Osten meistens eher Autokratien analysiert fand ich die Analyse derjenigen, die trotz aller Schwierigkeiten für Demokratie und Freiheit einstehen, viel zu vernachlässigt.
Wie würdest du deiner Oma dein Forschungsthema in drei Sätzen erklären? Oma, du durftest nicht lesen und schreiben lernen, weil das als unsittlich für Frauen galt. Dennoch bist du die größte Unterstützerin meiner akademischen Karriere gewesen und hast dich mit mir gefreut, als wir im Lockdown in Kurdistan die Email vom GIGA erhielten, dass ich für das Doctoral Programme genommen wurde. Darum geht’s in meiner Doktorarbeit, wieso Menschen und Gesellschaften, denen Freiheit und Teilhabe genommen wurde, sich trotzdem für eine Welt einsetzen, in der alle Nachkommenden, diese haben. Was war das prägendste Erlebnis während deiner Zeit als Doktorandin? Das Führen der Surveys in Kurdistan war wunderbar. Ich lernte so viele Menschen und ihre Geschichten kennen, die quantitative Umfrage war fast langweilig im Vergleich zu dem, was mir Menschen unterschiedlichsten Alters und sozialer Herkunft eröffneten. Sie überraschten mich immer. Ein älterer Bauer in einem Dorf nördlich von Sulaimaniya wurde von meinem Reisebegleiter für das Survey gefragt welches Geschlecht er hat. Er antwortete, aus seiner kurdischen Höflichkeit heraus mit einem Augenzwinkern: Such aus, was du willst mein Bruder. Diese Offenheit, dieser Humor, das geht oft einfach verloren in einem europäischen Blick auf den Mittleren Osten, der nur Dämonisierung oder Romantisierung kennt. Was war die größte Herausforderung im Prozess deiner Forschung und wie hast du sie gemeistert? Die Pandemie war eine große Herausforderung, die meiste Zeit war alles remote und vieles an Netzwerken, was man in den ersten Semestern machen sollte, ging erst mal nur spärlich voran. Die Planung der Feldforschung war auch schwer und manchmal erwischte es einen dann auch selbst. Ironischerweise hatte ich zwei mal Corona: Eine Woche vor Beginn der Feldforschung und eine Woche vor Abgabe meiner Doktorarbeit. Im Rückblick ist aber alles so gekommen, wie es kommen sollte und das erinnert einen im Hier und Jetzt bei allen Herausforderungen daran, dass alles am Ende eine Frage der Einsicht ist, dass man nur beeinflussen wollen sollte, was man beeinflussen kann.
Am GIGA hat die Einbindung junger Wissenschaftler:innen eine lange Tradition, die mit der Gründung des GIGA Doktorandenprogramms fortgesetzt wurde. Das Programm bietet jungen, internationalen und deutschen Forschenden eine Plattform, von der aus sie ihre Forschung und berufliche Entwicklung vorantreiben können, insbesondere im Bereich der Vergleichenden Regionalforschung (CAS).
Doctoral Programme