Forschung | 03.03.2015
Japan ist ein wichtiger Partner für Deutschland im Bereich Wissenschaft, zeigt das Treffen von Angela Merkel mit japanischen WissenschaftlerInnen Mitte März in Tokyo.
Bundeskanzlerin Angelika Merkel besucht am 9. und 10. März 2015 die japanische Insel. Wissenschaft und Innovation stehen auf ihrer Agenda. Sie wird Gast sein im Zukunftsmuseum (Miraikan) in Tokyo – dem Zuhause des Roboter Asimo - und Gespräche mit dem Council for Science, Technology and Innovation (CSTI) führen, ein Beratungsgremium mit VertreterInnen aus Wissenschaft und Industrie, das direkt dem Premierminister Shinzo Abe unterstellt ist.
Auch das GIGA pflegt seit Jahren enge Beziehungen zu wissenschaftlichen Kooperationspartnern in Japan. Seit Oktober 2014 hat das GIGA dort zudem eine Research Platform eingerichtet, um den Austausch mit der wissenschaftlichen Community in Japan und in der Region zu stärken. Derzeit vertritt Dr. Iris Wieczorek das Institut vor Ort. Wieczorek ist Expertin für Wissenschaftspolitik und Innovationprozesse in Japan im internationalen Vergleich und hat unter anderem im aktuellen Länderbricht Japan der Bundeszentrale für Politische Bildung einen Beitrag zu "Wissenschaft und Forschung: Japan als innovationsfreundlichstes Land weltweit?" geschrieben.
Nobelpreise für japanische Wissenschaftler
Jüngster Ausdruck für Japans wissenschaftliche Leistungsfähigkeit sind unter anderem die Verleihung des Medizin-Nobelpreises 2012 an Shinya Yamanaka (gemeinsam mit dem britischen Wissenschaftler John B. Gordon) für Arbeiten auf dem Gebiet induzierter pluripotenter Stammzellen (iPS), und die Verleihung des Physik-Nobelpreises 2014 an Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura für ihre Arbeiten an blauen Leuchtdioden.
Die Nobelpreise geben Japan Hoffnung im Zeitalter der “globalen Wissenschaft“, das vom Hype weltweiter Rankings geprägt ist. In den Vergleichen schnitt Japan zuletzt eher schlecht ab. So belegte das Land im Global Innovation Index für das Jahr 2014 Platz 21, während die USA auf Position 6 lagen und Deutschland Platz 13 besetzte. Auch eine Reihe von nationalen Studien belegen einen deutlichen Abwärtstrend der wissenschaftlichen Leistung Japans im Vergleich zu anderen Ländern.
Neues Krisenbewusstsein
Japan gehört nach wie vor zu den führenden Wissenschafts- und Technologienationen im globalen Innovationswettlauf. Doch insbesondere bei den für die Innovationsfähigkeit und damit auch für die Wettbewerbsfähigkeit wichtigen Faktoren wie nationalen, regionalen und globalen Kooperationen hat Japan bedeutende Defizite. Japan zeigt zudem Schwächen bei der Anwerbung von internationalen Talenten, und die Generation der japanischen NachwuchswissenschaflerInnen weist eine geringe Mobilität auf. Damit läuft das Land Gefahr, sich selbst vom globalen Wissenschaftsmarkt zu isolieren – zu sehr wurden Reformen jahrelang durch das starre politische System und die politische Ökonomie gehemmt.
Ein neues Krisenbewusstsein ist jedoch entstanden. Dem Negativtrend soll mit ambitionierten politischen Maßnahmen begegnet werden. So betont der japanische Premierminister Shinzo Abe als Teil seiner Regierungspolitik Abenomics Wissenschaft und Innovation als Grundlagen für den wirtschaftlichen Aufschwung Japans und hebt eine effektive Innovationspolitik als zentral hervor.
In Anbetracht der starken politischen Verpflichtung gegenüber Wissenschaft, Technologie und Innovation und der Qualität der Forschungsinfrastruktur hat Japan das Potenzial, weiterhin eine bedeutende Rolle im weltweiten Innovationswettlauf zu spielen. Die wichtigste Frage ist jedoch, wie schnell und effektiv Reformen vorangetrieben werden können. Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo möchte Abe sein Land als eines der innovationsfreundlichsten Nationen der Welt präsentieren – und wird parallel eine Wissenschaftsolympiade ausrichten. Der Besuch Merkels im Zukunftsmuseum ist sicherlich ein wichtiges Signal in diese Richtung.